Paulus Müller - Radiojournalist - Fr. Kleinkind

Meins!

Es ist immer toll, wenn Kinder anfangen zu sprechen. Das macht die Welt einfacher. Für alle. Toll, wenn man sagen kann, was man will und besonders toll, wenn man sagen kann, was man nicht will. „Nein!“, war das erste Wort, das Frau Kleinstkind gesprochen hat. Wobei: „NEIN!!!“, trifft es besser. Denn Fr. Kleinstkind hat schon immer gerne geschrien. Da ist sie in bester Gesellschaft.
Mittlerweile werden im Minutentakt neue Wörter entdeckt. Im Urlaub auf dem Ferienhof wird also viel geschrien. Denn es gibt so viel zu sehen: Schweine! Kühe! Schafe!Trecker! Die Tiere sind relativ irritiert von der Situation, nur die Hängebauchschweine sind entspannt. Aber das sind die eh immer: Schlafen, den Bauch zum Fressnapf schleifen, schlafen und ab und an mal in die Suhle. Eigentlich leben die, was tausende von deutschen Urlaubern für zwei Wochen in der Türkei machen oder sonst wo – All inclusive für Dickbäuche.
Ein anderes sehr wichtiges Wort ist für Fr. Kleinkind gerade: MEINS! Das bekam auch ein Renter zu spüren, der in einem kleinen Eifelstädtchen auf uns zu kam. Er sah aus, als ob er mich etwas fragen wollte, doch dazu kam er nicht. Als Fr. Kleinstkind ihn sah, brüllte sie wie von Sinnen „MEIN PAPA!“. Mehrmals hintereinander, mit hochrotem Kopf und funkelndem Blick. Was der Mann wollte werden wir nicht mehr erfahren, er drehte sehr verwirrt ab. Viellicht wollte er nach dem Weg fragen oder aber er wollte einfach einen Papa.

10.08.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Haarige Angelegenheit

 

Kaum war der Bartschneider an, kamen Fr. Kleinkind und Fr. Kleinstkind angeflitzt. Papa rasiert sich nicht so oft, lässt wachsen, bis es allzu strubbelig wird und schneidet dann auf drei Millimeter runter. Das Surren aus dem Badezimmer ist was Besonderes.

Und so rasiere ich mich am Waschbecken und die zwei stehen einfach da, regungslos irgendwie ehrfurchtsvoll, schauen konzentriert zu – wie bei einem Messertrick im Zirkus.

Jedenfalls: Mein Bart hat einige Wirbel, da ist man lange beschäftigt, keine leichte Aufgabe. Ein paar Minuten dauert das bestimmt. Nichts für Anfänger. Irgendwann schaue ich prüfend in den Spiegel, bin zufrieden mit dem Werk. Mein Blick wandert seitwärts: Die beiden stehen noch immer genau so da.

Eine kurze Zeit schauen wir uns einfach an, dann will ich wissen, ob es ordentlich aussieht. Fr. Kleinkind runzelt die Stirn, mustert mich langsam von oben bis unten, der Blick bleibt kurz am nackten Oberkörper hängen. Dann schüttelt sie den Kopf: „Papa. Du hast den Bauch vergessen!“

25.07.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Flusenlos

Im Garten, in der Hängematte. Mein Lieblingsort. Da liege ich im Schatten des Schmetterlingsbaumes, döse vor mich hin und lausche schon halb im Traum dem Gepfeiffe der Meisen – die Kinder spielen zufrieden im Sandkasten. Sieben Tage Arbeit am Stück, da fallen einem schon mal die Augen zu. Ich denke über die Woche nach – die spannende Sendung über Väter, die wir gemacht haben. Und dann gleiten die Gedanken gleich wieder ab, Tagtraum: Strand, Meer, Gin Tonic ab mittags.

Plötzlich wird mein T-Shirt hoch gerissen und es folgt ein Schrei, der durch die Knochen geht. Ich reiße die Augen auf, das Herz rast, der Körper bereit sich zu verteidigen oder zu fliehen. Doch kein wildes Tier beugt sich über mich, kein Berufskiller hält mir sein Messer an den Hals – neben der Hängematte steht Fr. Kleinkind beobachtet ernst meinen freigelegten Bauch, nickt dann zufrieden, wie nach erfolgreich erledigter Arbeit, und geht wieder gen Sandkasten. Ein paar Sekunden brauche ich noch, um mich zu orientieren. Dann will ich wissen, was zum Teufel das gerade war. „Ich habe die Flusen erschreckt. In deinem Bauchnabel. Jetzt sind sie weg.“, sagt Fr. Kleinkind völlig selbstverständlich. Ein Gin-Tonic bitte. Groß.

03.06.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Fräßige Tiere

Es sind merkwürdige Gestalten, die sich da in letzter Zeit in unserer Wohnung tummeln. Pferdebabys „mit ein Horn“ zum Beispiel, Mamakatzen, Babykatzen, Zebras. Die krabbeln einem dann gerne mal um die Füße, fauchen, wenn man ein Zimmer betritt oder versuchen zu beißen, weil sie gerade „fräßig“ sind. Das scheint so ein Phase zu sein. Ärgerlich ist, dass diese Tiere viele Dinge gar nicht können, die so ein Kleinkind durchaus könnte. Bücher wegräumen. Mit der Gabel essen. Tiere halt.

Im Moment häufig da: ein Nashorn. Ein ganz, ganz großes, das  immer auf allen Vieren mit dem Kopf voran gegen alles Mögliche rennt, eine kleine Schwester zum Beispiel. Nun haben wir aber ein Zoo-Buch zuhause, das war ein Geburtstagsgeschenk von der besten Nashornfreundin. Ein erstes kleines Sachbuch, in dem allerhand erklärt wird. Zum Beispiel, dass Nashörner sich nicht so ohne weiteres untersuchen lassen, wenn Sie krank sind. Sie müssen vorher von der Tierärztin mit einem Pfeil betäubt werden. Unser Nashorn zuhause fordert deswegen logischerweise, dass man es betäubt, wenn es Aua hat. Klappt aber auch ohne Aua wunderbar: Das Nashorn sinkt theatralisch vom Betäubungspfeil getroffen zu Boden und bleibt dort liegen. Erstaunlich lange – so lange, dass man in der Zeit problemlos die Wäsche machen kann. Sehr praktisch.

Funktioniert aber leider nur bei Nashörnern. Nicht bei Katzen, Zebras oder Pferden mit „ein Horn“.

 

22.05.2014 | 3 Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Fr. Kleinkind ist umgezogen

So. Nun ist es soweit. Manchmal braucht es ein bisschen Motivation von außen:

Nach dem Patricia per Twitter etwas gestupst hat, ist nun Fr. Kleinkind von Tumblr auf mein Blog umgezogen. Den Plan hatte ich schon etwas länger, aber Umziehen dauert bei Kindern eben etwas länger. Danke an Andreas im Maschinenraum.

Ich habe die alten Beiträge aus Tumblr importiert, damit alles an einem Ort ist. In Zukunft wird es dann unter http://www.paulus-mueller.de/blog/fraukleinkind/ weiter Geschichten geben. Und hoffentlich öfter.

19.05.2014 | 1 Kommentar | Kategorie: Fr. Kleinkind




Missverständnis

Bevor die Tür aufging, war da noch ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Große Vorfreude. Fr. Kleinkind durfte das erste Mal mit. In den Proberaum. Dahin, wo Papa immer wieder geht. Spannend.

Das Grinsen war aber mit den ersten Blick in den Raum verschwunden. Enttäuschung machte sich breit. Herbe Enttäuschung, kurz vor großen Kullertränen. Wo denn die Matten seien? Und die Sachen zum Klettern?

Große Irritation beiderseits, die sich dann schnell klärte: Fr. Kleinkind war davon ausgegangen, dass Papa alle paar Wochen mit seinen Kumpels toben geht. Im Toberaum. Was auch sonst? Denn Papa macht so coole Sachen, keine Frage.

Das er aber nur Musik macht mit den Jungs, einfach nur singt – das ist verständlicher Weise eine herbe Enttäuschung. Wenn er wenigstens Schlagzeug spielen würde.

16.05.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Nackig rein

Wenn man fröhlich und unbewusst “ich geh’ nackig rein!” singt, wegen Kinderliederohrwurm, schauen einen Passanten durchaus verwirrt an.

Übrigens: Das Lied ist von “Mit Krone und Hund” – tolle Kindermusik
http://www.mitkroneundhund.de/

14.03.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Willkommen im Club

Mit Fr. Kleinkind und Fr. Keinstkind samstagmorgens um 7 Uhr zum Bäcker. An einem Stehtisch mümmeln völlig zerstörte Clubgänger an ihren Brötchen. Als sie uns sehen, lallt einer: “Alter, muss man früh aufstehen, wenn man Kinder hat.” Breche heulend zusammen und verlange Wodka.

27.01.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Feierabend

Sitze auf Klo. Türe geht auf. Fr. Kleinkind kommt rein, schließt die Tür hinter sich ab, atmet einmal erleichtert aus und lässt sich auf den Tritt vor den Waschbecken nieder: “Jetzt haben wir Feierabend. Endlich Feierabend. Wir zwei zusammen.”

25.01.2014 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




Kein Platz für Väter

Frau Kleinkind ist zur Eingewöhnung im Kindergarten. Das klappt verblüffend gut: Kaum ist man da, fühlt man sich überflüssig und geht vor die Tür. Sie hat Spaß und will gar nicht mehr weg, so wünscht man sich das.

Auf dem Rückweg denkt Frau Kleinkind länger nach, bleibt dann stehen und schaut mich ernst an:

Es tue ihr sehr leid, dass ich immer wieder gehen müsse, aber es sei nun mal kein Platz mehr für mich im Kindergarten. Leider. Sie bemühe sich aber, einen anderen Kindergarten für mich zu finden.

Habe sie sofort mit der Hotline der Stadt verbunden.

18.09.2013 | keine Kommentare | Kategorie: Fr. Kleinkind




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