Immer wieder mal halte ich inne, wenn ich mit Frau Kleinkind spiele oder Frau Säugling durch die Gegend trage und staune, was da so um mich herum passiert, wie sich mein Leben verändert hat – denke eben all die Sachen, die man wohl so denkt, wenn man Kinder hat: Das geht alles so schnell, morgen machen die schon Abi (oder den Hauptschulabschluss).
Aber noch viel häufiger breche ich einfach zusammen. Vor Lachen. Mein Leben ist eine Comedy. Manchmal eine platte Sitcom, oft aber auch tiefgreifendes Kabarett. Leben mit Kindern ist sehr unterhaltsam.
Seit einiger Zeit poste ich die Geschichten von Frau Kleinkind (ehemals Baby) und Frau Neugeborene (bald Baby) bei Facebook oder Twitter. Da verliert sich das aber so zwischen den ganzen Katzenvideos und Links. Deswegen und weil es tatsächlich gleich mehrere Menschen es vorgeschlagen haben, gibt es die kleinen Geschichten jetzt gesammelt auf fraukleinkind.paulus-mueller.de.
Geschichten über das Leben mit Kindern ins Internet zu schreiben ist irgendwie naheliegend, wer Kinder hat, besitzt meistens auch den Drang über sie zu erzählen. Maximilian Buddenbohm sammelt regelmäßig auf Herzdamengeschichten.de, was da so bei Twitter gepostet wird.
Wo wir gerade bei Maximilian Buddenbohm sind: Der Mann schreibt so gut, selbst wenn er über Beton schreiben würde oder über den Golfsport, ich würde es lesen. Mit Freude. Deswegen: lesen!
Wir essen noch, Fr. Kleinkind aber ist fertig. Sie rennt sofort aus dem Esszimmer, um in der nächsten Sekunde wieder im Türrahmen zu stehen. Sie hat einen Entschluss gefasst, das sieht man ihr an. Mit festem Blick schaut sie uns an und sagt dann ziemlich bestimmt: “Papa, toben!”
Ich entgegne, wir seien ja noch beim Essen, da könne ich nicht toben und sowieso, würde ich mir ja auch noch nach nehmen, das dauere noch eine Weile und toben wäre vielleicht ohnehin nicht so gut, wo sie doch Fieber habe.
Fr. Kleinkind aber lässt sich nicht so einfach abwimmeln. Sie überlegt einige Augenblicke, dann lächelt sie, streckt mir die rechte Hand mit offener Handfläche nach oben entgegen, schnalzt mit der Zunge, wie um ein Tier zu locken, und sagt betont langsam und freundlich: “Komm Papa, komm!”
Am Samstag vielleicht mal wieder in den Tierpark
Frau Säugling schnarcht wie ein alter besoffener Mann. Sehr irritierend, wenn man im Halbschlaf so vor sich hindämmert.
Die volle Windel von Fr. Kleinkind riecht wie ein veganer Brotaufstrich von dm. Habe schlimmen Verdacht, sehe aber Wachstumsmarkt.
Fehler: Ich habe Frau Kleinkind erlaubt, mir die Zähne zu putzen. Mit der eigenen Zahnbürste. Mein Zäpfchen ist jetzt auf jeden Fall plaquefrei.
Von Polizei angehalten. Nach Weihnachtseinkauf überschreitet Kinderwagen zulässiges Gesamtgewicht. Beamten mit Knoblauchwurst bestochen.
Hin und wieder, wenn Frau Kleinkind ausgiebig mit ihren Kuscheltieren spielt, beschleicht mich die Angst Voodoo-Zauber könnten existieren und irgendwo in der Welt litte ein unschuldiger Bär, ein Esel oder ein Lamm ungeheure Qualen.
Nachbarn fragen, ob wir einen besoffenen Seemann zu Gast haben. Konnte sie beruhigen. Frau Kleinkind singt nur ihre Schlaflieder mit.
Kenne mich nicht wirklich mit kindlicher Sprachentwicklung aus, bin aber sicher: Frau Kleinkind befindet sich mitten in der sogenannten Ruhrpott-Phase, in der bei Wörtern wie “Wuast” und “Duast” oder “Mia” und “Pfead” der Konsonant “R” durch den Vokal “A” ersetzt wird.
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